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Die Autorin (Jahrgang 1977) bleibt sich treu: Auch im Mittelpunkt dieses Romans steht ein Unglück, das familiäre Strukturen auf ihre Sollbruchstellen hin testet. War es in "Sieh mich an" (ID-A 32/17) Krankheit, ist es diesmal ein Unfall, der die Karten neu mischt. Die ungleichen Schwestern Iulia und Lone wurden einst von ihrer Mutter im Stich gelassen. Das hat ihre Beziehung zueinander stillschweigend bis weit ins Erwachsenenalter hinein vertieft. Als die Hebamme Lone verunfallt und als Folge im Koma liegt, stellt Iulia, Ehefrau eines Pastors und Bankangestellte, zum eigenen Entsetzen fest, dass sie tatsächlich viel weniger über ihre Schwester weiß, als ihr bewusst war. Die in wechselnder Perspektive erzählte Geschichte entfaltet ihr volles Potenzial, als Iulia nach und nach begreift, dass ihrem eigenen Leben der tiefere Sinn und ein bejahender Kontext fehlen. Sie hilft den schwangeren Frauen, die nach Lones Unfall unbetreut zurückbleiben, und löst sich dabei aus den Strukturen ihres eigenen, vergleichsweise leblosen Alltags. - Formal solide, dabei wortstark umgesetzt: ab mittleren Beständen empfohlen. Connie Haag